Corona-Impfung: Stiko gibt keine generelle Empfehlung für Kleinkinder
Die Ständige Impfkommission hat nach der Zulassung der Coronaimpfstoffe für Kleinkinder in der EU ihre Empfehlungen aktualisiert. Auch bei älteren Kindern gibt es demnach eine Änderung.
Die Ständige Impfkommission (Stiko) des Robert Koch-Instituts hat sich gegen eine generelle Empfehlung der Coronaimpfung für Kleinkinder bis vier Jahre entschieden. Das teilte die ehrenamtliche Expertengruppe heute im sogenannten epidemiologischen Bulletin mit. Laut Stiko-Chef Thomas Mertens habe man die Daten geprüft und sich vorerst gegen eine Empfehlung für diese Gruppe der kleinen Kinder ausgesprochen.
Eine Ausnahme bilden Kinder, die an gesundheitlichen Vorschädigungen wie etwa einer chronischen Nierenerkrankung oder einer schweren Herzschwäche leiden. Grund für die Zurückhaltung sei vor allem die begrenzte Datenlage zur Wirksamkeit und Sicherheit des Impfstoffs in dieser Altersgruppe und das vergleichsweise geringe Risiko für schwere Krankheitsverläufe.
Aus den Zulassungsstudien wisse man zwar, dass die Verträglichkeit eher gut ist , sogar etwas besser ist als bei den anderen Altersgruppen. »Aber zu selteneren Ereignissen wissen wir naturgemäß aus den Zulassungsstudien noch nicht viel«, sagte Martin Terhardt, Kinderarzt und Stiko-Mitglied, in einem Pressegespräch vor Veröffentlichung der neuen Empfehlungen.
In einem solchen Fall müsse man abwägen, ob man die Impfung schon für alle anwendet oder sich zunächst auf diejenigen beschränkt, bei denen das Risiko der Erkrankung besonders groß ist. »Bei den anderen Altersgruppen haben wir uns auch jedes Mal zu Beginn der Impfempfehlung so entschieden«, sagte Terhardt.
Die Europäische Kommission hatte die Impfstoffe von Biontech/Pfizer und Moderna nach Empfehlung der europäischen Arzneimittelagentur (Ema) bereits im Oktober für die Gruppe der kleinsten Kinder ab sechs Monate zugelassen.
Demnach kann Comirnaty, der mRNA-Impfstoff von Biontech, ohne Einschränkung alsGrundimmunisierung verabreicht werden, die aus drei Dosen zu je drei Mikrogramm besteht. Die ersten beiden Dosen sollten im Abstand von drei Wochen verabreicht werden, gefolgt von einer dritten Dosis mindestens acht Wochen nach der zweiten.
Bei Spikevax, der Vakzine von Moderna, besteht die Grundimmunisierung aus zwei Dosen zu je 25 Mikrogramm im Abstand von vier Wochen. Wenn ein Impfstoff von der Europäischen Kommission zugelassen wurde, darf er nach ärztlicher Aufklärung grundsätzlich eingesetzt werden – auch ohne eine entsprechende Empfehlung der Stiko. Die meisten Ärztinnen und Ärzte orientieren sich jedoch an den Empfehlungen, sie gelten als medizinischer Standard.
Fremdschutz für Fünf- bis Elfjährige nicht mehr ausschlaggebend
Eine weitere Änderung in den neuen Empfehlungen der Stiko betrifft die Gruppe der fünf- bis elfjährigen Kinder: Für diese hatte die Stiko bisher eine Grundimmunisierung mit zwei Impfstoffdosen empfohlen, sofern sie engen Kontakt zu Risikopatienten haben. Diese Empfehlung sei »relativiert« worden – der Fremdschutz soll in diesem Punkt also nicht mehr ausschlaggebend sein.
»Einfach deshalb, weil die Daten doch deutlich zeigen, dass der Schutz vor Infektionen und damit letztlich auch der Schutz vor Weitergabe des Virus zeitlich sehr begrenzt sind«, sagte Thomas Mertens zur Begründung.
Ansonsten bleibt es in dieser Gruppe bei den bisherigen Empfehlungen: Kinder, die noch nicht geimpft wurden und bei denen keine Risikofaktoren vorliegen, sollten eine einzelne Dosis erhalten. Für fünf- bis elfjährige Kinder mit bestimmten Vorerkrankungen werden weiterhin zwei Impfungen und eine Boosterimpfung empfohlen. Als relevante Vorerkrankungen gelten neben Herzschwäche und chronischen Nierenleiden beispielsweise auch starkes Übergewicht, schweres Asthma oder das Downsyndrom.