Was bewirken Putins Vergeltungsangriffe in der Ukraine? Podcast Acht Milliarden
Raketen als Strafe für die Beschädigung der Krimbrücke: Innerhalb einer Woche hat sich die Lage in der Ukraine erheblich verändert. Die ukrainischen Verteidiger schwanken nun zwischen Euphorie und Angst vor dem Winter.
»Durch sein Vorgehen hat sich das Kiewer Regime de facto in eine Reihe mit internationalen terroristischen Vereinigungen gestellt, mit den abscheulichsten Gruppen.«
Sagt Wladimir Putin. Der Mann, auf dessen Befehl hin russische Truppen die Ukraine angreifen, mit Raketen Infrastruktur zerstören und gezielt Zivilisten töten.
Putins Aussage entstammt seiner Reaktion auf die Beschädigung der Kertsch-Brücke, die Russland mit der widerrechtlich besetzten Halbinsel Krim verbindet. Kiew lässt eine mögliche Beteiligung an dem Anschlag bisher offen, doch für Russlands Herrscher ist es so oder so ein doppelt unangenehmer Schlag, denn neben persönlicher Schmach für Putin wirkt sich die Attacke auch auf die Situation des russischen Militärs aus.
»Es ist unklar, wie viel schweres Gerät jetzt tatsächlich noch über die Brücke transportiert werden kann«, erklärt Thore Schröder, SPIEGEL-Reporter für Krisengebiete, im Podcast. »Die Krim spielt eine große Rolle als Aufmarschort für Truppen aus Russland und für Militärtechnik. Und zwar deswegen, weil die alternative Landbrücke in der Südukraine, also nördlich von Mariupol, teilweise in Reichweite von ukrainischer Artillerie und Raketen ist.«
Putins Reaktion auf die Attacke: Vergeltung in Form von massiven Raketenangriffen auf Städte in der gesamten Ukraine, die 19 Todesopfer und mehr als 100 verletzte Menschen zur Folge hatten – obwohl mehr als die Hälfte der zerstörerischen Flugkörper abgeschossen werden konnten. Viele Raketen zielten außerdem auf Einrichtungen, die die ukrainische Bevölkerung mit Strom und Heizkraft versorgen. Vor dem Hintergrund der russischen »Teilmobilmachung« sorgen die russischen Vergeltungsschläge für eine veränderte Situation im Krieg um die Ukraine.
»Ich bin hier nach der großen Rückeroberung im Gebiet Charkiw ins Land gekommen. Und ja, die Leute konnten vor Euphorie teilweise kaum gehen; im Prinzip hatte man die Russen fast schon vertrieben«, erzählt Thore Schröder. »Dann kam diese Mobilisierungsankündigung von Putin. Auch das wurde noch eher schulterzuckend hingenommen. Jetzt die Raketenschläge, und das hat schon zu einer veränderten Stimmung hier geführt.«
Wie sehr hat sich die Situation zwischen russischen Aggressoren und ukrainischen Verteidigern verschärft? Welche Rolle spielt die Uno-Resolution gegen Russland, die in dieser Woche verabschiedet wurde? Und wie gut ist die Ukraine auf den Winter vorbereitet?
Darüber spricht Thore Schröder in dieser Episode des SPIEGEL-Auslandspodcasts »Acht Milliarden«.
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