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Russland-Ukraine-Krieg: Deutscher Energie-Manager reist als »Wahlbeobachter« zu Scheinreferenden

September 24
23:25 2022

Selbst AfD-Politiker haben jüngst eine Reise in die Ostukraine abgebrochen. Und nun ist der Geschäftsführer eines deutschen Energieversorgers bei den Pseudoreferenden vor Ort – die russische Propaganda greift sein Lob auf.

Russland lässt derzeit in vier besetzten Gebieten in der Ukraine »Referenden« zur Annexion abhalten – und bekommt bei dem Vorhaben unerwartete Hilfe aus Deutschland: Im Gebiet Saporischschja nimmt offenbar der Geschäftsführer eines regionalen Energieversorgers als »Beobachter« an der vermeintlichen Wahl teil. Der russischen Nachrichtenagentur Tass zufolge lobte Stefan Schaller die »sehr gute Organisation« der Abläufe vor Ort.

Schaller managt die Energie Waldeck-Frankenberg (EWF), einen Energieversorger mit etwa 380 Mitarbeitern, der auch den örtlichen Nahverkehr organisiert und Schwimmbäder betreibt. Inzwischen hat sich der Landkreis, der an dem Unternehmen beteiligt ist, dafür ausgesprochen, Schaller von seinen Aufgaben freizustellen – der Aufsichtsrat soll am Montag final darüber entscheiden. Auf eine Gesprächsanfrage des SPIEGEL schrieb Schaller, wegen der drohenden Freistellung bitte er um Verständnis, »dass ich die Diskussion in den Gremien zuerst führen muss«.

Die russische Agentur Tass zitierte Schaller mit den Worten, er habe eine lange Reise gehabt und könne noch nicht viele Schlussfolgerungen ziehen, aber sein erster Eindruck sei, dass alles »sehr gut organisiert ist«. Die Menschen seien »begeistert« von den »Wahlen« und wollten »etwas Gefährliches verhindern«. »Sie haben große Angst, dass etwas Schlimmes passieren wird und arbeiten daran, dies zu verhindern«, sagte Schaller laut Tass.

Schaller bestätigte zunächst der »Hessische/Niedersächsische Allgemeine « (»HNA«), dass er als »Wahlbeobachter« vor Ort sei. Er sei, so berichtet die Zeitung, durch die russische Zivilkammer auf Vorschlag der Kommunistischen Partei Russlands eingeladen worden – wie schon 2021, als er in Russland als Beobachter an den Wahlen zur Staatsduma teilgenommen habe. Sein Aufenthalt in Saporischschja sei aber rein privat und nicht geschäftlich, er habe dafür Urlaub genommen. Zuerst hatte das Nachrichtenportal »t-online« über den Fall berichtet .

»Wohl wissend, dass ich nur das zu sehen bekomme, was ich sehen soll«

Schaller sagte der HNA weiter, er habe sich »vor Ort ein Bild von der Situation machen« wollen. »Auch weil ich glaube, dass objektive Informationen nie falsch sein können.« Gleichzeitig ist Schaller der HNA zufolge bewusst, dass er mit seiner Anwesenheit und seinen Worten wohl der russischen Propaganda in die Hände spielt. »Ich stelle fest, was ich sehe, wohl wissend, dass ich nur das zu sehen bekomme, was ich sehen soll«, sagte er. Putin führe das angebliche Referendum nur durch, weil er das Ergebnis schon kenne. Inwiefern das mit dem Einsammeln von »objektiven« Informationen zusammengehen soll, sagte Schaller nicht.

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