Ukraine-Russland-News: 200 bei Protest gegen die Mobilisierung Verhaftete müssen direkt in den Krieg
Hunderte Russen demonstrierten gegen Putins Teilmobilisierung, wurden verhaftet – und bekamen gleich ihre Einberufungspapiere. Und: Die Fake-Referenden in den besetzten Gebieten gehen weiter. Die News.
Dieser Artikel wird fortlaufend aktualisiert.
Neue Anti-Mobilisierungs-Proteste in Russland – Festnahmen
13.24 Uhr: Bei Anti-Mobilisierungs-Protesten in Russland sind Bürgerrechtlern zufolge erneut mehrere Menschen festgenommen worden. Unabhängige Medien zeigten am Samstagmittag Fotos und Videos von Demonstranten unter anderen aus der Stadt Chabarowsk im äußersten Osten des Landes sowie aus Nowosibirsk, Irkutsk, Tomsk und Tschita in Sibirien. Die Menschen halten demnach Plakate mit Aufschriften wie »Wir sind kein Fleisch« in die Höhe. Auf mehreren Aufnahmen ist zu sehen, wie sie von Polizisten abgeführt werden.
Für heute sind auch in der Hauptstadt Moskau und in der Ostsee-Metropole St. Petersburg Demonstrationen geplant.
Russland entlässt Vize-Verteidigungsminister Bulgakow
12.59 Uhr: Genau sieben Monate nach Beginn des Kriegs gegen die Ukraine ist in Russland Vize-Verteidigungsminister Dmitri Bulgakow seines Amtes enthoben worden. Offiziell begründete das Verteidigungsministerium den Schritt in einer Mitteilung mit der Versetzung Bulgakows »auf einen anderen Posten«. Sein Nachfolger soll Generaloberst Michail Misinzew werden, der bislang das nationale Zentrum für Verteidigungsmanagement leitete. Er soll künftig insbesondere für die Logistik der Armee zuständig sein.
Misinzew ist auch im Ausland bereits bekannt: So wurde er für die schweren Angriffe auf die südukrainische Hafenstadt Mariupol verantwortlich gemacht, die Ende Mai von den Russen erobert worden war. Während der wochenlangen Belagerung wurden ukrainischen Angaben zufolge Tausende Zivilisten getötet und ein Großteil der Stadt zerstört. In Großbritannien steht Misinzew, der auch als »Schlächter von Mariupol« bezeichnet wird, deshalb auf einer Sanktionsliste. Misinzew hatte zuvor die Angriffe auf Aleppo in Syrien befehligt.
200 verhaftete Anti-Mobilisierungs-Demonstranten direkt für den Krieg rekrutiert, bestätigt Putins Chefpropagandistin
12.24 Uhr: Mehr als 200 Männer, die bei Protesten gegen die russische Teilmobilisierung am Mittwoch in Moskau festgenommen worden waren, haben offenbar direkt ihre Einberufungspapiere bekommen. Das verbreitet die Chefredakteurin des russischen Propagandasenders RT (früher »Russia Today«) Margarita Simonjan via Twitter .
»Alle Männer, die an der Anti-Mobilisierungs-Kundgebung auf dem Arbat teilnahmen, erhielten mehr als 200 Vorladungen zur Unterschrift«, schreibt Simonjan. Der Arbat ist eine Straße in Moskaus historischem Zentrum, auf der es am Mittwoch zu Protesten gegen die Teilmobilmachung gekommen war. SPIEGEL-Reporterin Christina Hebel war dabei und erlebte, wie die Polizei hart durchgriff. Was Hebel in Einzelfällen erlebte, nämlich dass Verhaftete direkt ihre Einberufungspapiere bekamen , bestätigt nun Putins Chefpropagandistin Simonjan .
Ob das die Kampfkraft der russischen Truppen in der Ukraine entscheidend stärken wird? Er sei kein Militärstratege, schreibt der Reuters-Korrespondent Jake Cordell auf Twitter , »aber ich frage mich, ob es den Kampfgeist der russischen Truppen wie vom Kreml erhofft stärken wird, wenn man einen Haufen Kriegsgegner zwei Wochen im Wald trainiert, ihnen eine Kalaschnikow gibt und sie in einen Bus in den Donbas setzt.«