Queen Elizabeth II.: So läuft das Staatsbegräbnis ab
Es ist ein Ereignis von gigantischem Ausmaß: Briten und Staatsgäste aus aller Welt nehmen am Montag Abschied von Elizabeth II. Die Abläufe, Gottesdienste und Prozessionen im Überblick.
Das Staatsbegräbnis am Montag, 19. September, in London wird der Höhepunkt der Trauerphase nach dem Tod von Elizabeth II. sein. An der Trauerfeier in der Westminster Abbey nehmen Hunderte Staatschefs, gekrönte Häupter und andere Würdenträger aus aller Welt teil. Anschließend wird die Queen auf Schloss Windsor im engen Familienkreis beigesetzt.
Die Westminster Abbey im Herzen Londons wurde zuletzt 1760 bei König George II. für eine Trauerfeier für einen Monarchen genutzt. Danach war die St. George's Chapel auf Schloss Windsor der bevorzugte Ort für solche Anlässe. Elizabeth II. hat sich aber zu Lebzeiten für einen größeren Rahmen entschieden.
Die Trauerfeier für die Queen ist das erste Staatsbegräbnis seit 1965, als Winston Churchill, britischer Premierminister im Zweiten Weltkrieg, beigesetzt wurde. Die Sicherheitskräfte stehen vor einer enormen Herausforderung. Einem Sprecher der Metropolitan Police zufolge ist der Aufwand größer als bei den Olympischen Spielen 2012. Bei dem Sportereignis waren täglich etwa 10.000 Polizisten im Einsatz. Das werde nun noch übertroffen.
Neben dem größten Einsatz in der Geschichte der Londoner Polizei sei es zudem die größte Operation zum Schutz internationaler Staatsgäste, Würdenträger und anderer wichtiger Personen, so der Sprecher weiter.
Die letzte Reise der Queen
Laut BBC waren etwa 300 Regierungsmitarbeiter rund um die Uhr mit den Vorbereitungen für den Staatsakt beschäftigt, die dafür aus verschiedenen Ministerien und Behörden abgezogen wurden. Eine Übersicht über die Pläne zu Ablauf, Zeiten und Inhalt des feierlichen Staatsaktes:
7.30 Uhr (MESZ): Die viertägige Aufbahrung des Sargs in der Westminister Hall mit der Gelegenheit für die Öffentlichkeit, Abschied zu nehmen, endet.
11.44 Uhr: Der Sarg wird in einer Prozession auf einer von 98 Marinesoldaten gezogenen Lafette, einem militärischen Fuhrwerk, von der Westminster Hall des Parlaments in die nahe Westminster Abbey gebracht. Hinter dem Sarg gehen zu Fuß die vier Kinder der toten Königin: der neue König Charles III., 73, Prinzessin Anne, 72, Prinz Andrew, 62, und Prinz Edward, 58. Dahinter kommen Thronfolger Prinz William, 40, sein Bruder Prinz Harry, 38, und der Sohn von Prinzessin Anne, Peter Phillips, 44, sowie weitere männliche Royals und Mitglieder des royalen Haushalts.
11.52 Uhr: Der Sarg trifft an der Westminster Abbey ein, wo er zu einem Podest im Chor getragen wird. In der historischen Kirche finden bis zu 2200 Menschen Platz.
12 Uhr: Die Trauerfeier in der Westminster Abbey beginnt. Der Dekan von Westminster, David Hoyle, leitet den Gottesdienst. Die Predigt hält der Erzbischof von Canterbury, Justin Welby. Die Schriftlesungen machen Premierministerin Liz Truss und die Generalsekretärin des Commonwealths, Patricia Scotland. »Elemente des Gottesdiensts und der dazugehörigen zeremoniellen Gestaltung werden der außergewöhnlichen Regentschaft der Queen, ihrem bemerkenswerten Leben im Dienst als Oberhaupt des Staats, der Nation und des Commonwealth Rechnung tragen«, heißt es in einer Mitteilung aus dem Palast.
Zu den geladenen Gästen gehören neben Mitgliedern der Königsfamilie die britische Premierministerin Liz Truss und mehrere ihrer Vorgänger. Erwartet werden etwa 500 Staats- und Regierungschefs, Angehörige von Königshäusern und andere Würdenträger aus aller Welt. Hinzu kommen nach Angaben des Palasts Vertreter aus den Commonwealth-Nationen und Träger verschiedener Orden. Deutschland wird durch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und seine Frau Elke Büdenbender vertreten. Zudem reisen auch adelige Gäste nach London.
Ausnahmen für Biden und Herzog, alle anderen Gästen fahren wohl Bus
Auch US-Präsident Joe Biden hat sein Kommen zugesagt – und nicht zuletzt seinetwegen wird es umfangreiche Sicherheitsvorkehrungen geben. Biden soll mit seiner gepanzerten Limousine »The Beast« vorfahren. Auch für den israelischen Präsidenten Izchak Herzog werde wohl eine ähnliche Ausnahme gemacht, berichtet die BBC . Die meisten anderen Gäste hingegen fahren den Planungen zufolge gemeinsam in Bussen.
Die Könige von Belgien, Spanien, Schweden und den Niederlanden, aber auch Staatschefs und EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen würden von einem geheimen Treffpunkt im Westen der britischen Hauptstadt aus mit Luxusbussen zur Westminster Abbey gefahren. Es werde erwartet, dass auch der japanische Kaiser Naruhito und seine Ehefrau Kaiserin Masako, deren Besuch als besondere Ehre gilt, in einen Bus einsteigen.
Gegen den Vorschlag und die Ausnahmen gab es Kritik (lesen Sie hier mehr darüber). Der BBC zufolge verteidigen die Organisatoren die Regelung gegen Kritik. »Es geht nicht um Fahrzeuge. Es geht darum sicherzustellen, dass die richtigen Leute zur richtigen Zeit am richtigen Platz sind«, zitiert der Sender einen britischen Regierungsbeamten. »Rechnen Sie nach, sie können einfach nicht in separaten Autos kommen.«
Einladungen zur Trauerfeier erhielten die Länder, mit denen Großbritannien diplomatische Beziehungen unterhält. Russland und Belarus zählen laut einem Regierungsvertreter nicht dazu. Grund ist demnach der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine, der auch von belarussischem Gebiet aus gestartet worden war. Vertreter Nordkoreas und der Militärjunta in Myanmar sind den Angaben zufolge ebenfalls nicht eingeladen. Auch Syrien, Venezuela und Afghanistan werden nicht vertreten sein.
12.55 Uhr: Das Hornsignal »Last Post« ertönt. Dem folgt ein zweiminütiges Schweigen in der Kirche und im ganzen Land.
13 Uhr: Die Nationalhymne wird angestimmt. Anschließend wird der Sarg aus der Kirche getragen und per Prozession zum Wellington Arch gebracht. Der Weg führt vom Parlament über die Straße White Hall und den Exerzierplatz Horse Guards Parade auf die Prachtstraße The Mall und am Buckingham-Palast sowie dem Green Park vorbei. Auch hier folgen wieder die Royals dem Sarg in derselben Reihenfolge zu Fuß.
Per Auto fahren Königsgemahlin Camilla, 75, Catherine, 40, die nun den Titel Prinzessin von Wales trägt, Herzogin Meghan, 41, und Gräfin Sophie, 57, die Frau Prinz Edwards. An der Prozession nehmen zudem Abordnungen der Streitkräfte Großbritanniens und anderer Commonwealth-Staaten teil. Während der gesamten Prozession schlägt Big Ben, im Hyde Park werden Salutschüsse abgefeuert.
14 Uhr: Der Sarg trifft am Triumphbogen Wellington Arch ein und wird dort in einen Leichenwagen umgebettet für den Transport nach Windsor. Die Soldaten verabschieden die Queen mit militärischem Gruß und der Nationalhymne. Anschließend macht sich auch die Royal Family auf den Weg nach Windsor.
Bei der Einfahrt nach Windsor verlangsamt der Leichenwagen seine Geschwindigkeit und reiht sich in eine weitere Prozession ein, die über den Long Walk, eine lange Allee, in Richtung von Schloss Windsor zieht. Im Innenhof des Schlosses schließen sich auch die Royals dem Trauerzug an, der dann in die St. George's Chapel führt.
Dort hatten Prinz Harry und Meghan im Mai 2018 geheiratet, im April 2021 fand dort die Trauerfeier für Prinz Philip statt. Die Kapelle wird zudem regelmäßig für Taufen der Royals genutzt.
17 Uhr: Der Aussegnungs-Gottesdienst in St. George's beginnt. Daran nehmen neben der Royal Family die Mitglieder des königlichen Haushalts sowie die Regierungschefs der Länder teil, deren Staatsoberhaupt Elizabeth II. war, sowie die Generalgouverneurinnen und -gouverneure, die sie dort vertraten. Insgesamt werden gut 800 Gäste erwartet.
Geleitet wird der Gottesdienst vom Dekan von Windsor, David Conner. Vor dem letzten Lied werden Krone, Zepter und Reichsapfel vom Sarg entfernt und auf den Altar gelegt. Dann wird der Sarg in die königliche Gruft hinuntergelassen. Die Nationalhymne beendet den Gottesdienst – und den öffentlichen Teil der Trauerfeier.
20.30 Uhr: Ihre letzte Ruhestätte findet die Queen bei einer privaten Beisetzung in der King George VI. Memorial Chapel, einem besonderen Teil der Hauptkapelle. Daran werden nur enge Familienmitglieder teilnehmen. Auch die Eltern der Queen sowie ihre jüngere Schwester, Prinzessin Margaret, wurden dort beigesetzt. Der Sarg von Prinz Philip wird nun ebenfalls von der königlichen Gruft in die Gedächtniskapelle überführt.