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Trockenheit in Deutschland: Gemeinden rufen zum Wassersparen auf

August 10
19:09 2020
Wetterau in Hessen: Trockenheit wird vielerorts zum Problem Icon: vergrößern

Wetterau in Hessen: Trockenheit wird vielerorts zum Problem

Foto: Martin Moxter/ Westend61/ Getty Images

Deutschland leidet vielerorts unter anhaltender Hitze und Trockenheit. Inzwischen rufen mehrere Gemeinden zum Wassersparen auf.

Noch gebe es bei der Wasserversorgung keinen akuten Notstand, sagte beispielsweise der Referent für Wasserwirtschaft beim Städte- und Gemeindebund Rheinland-Pfalz, Thomas Rätz, am Montag in Mainz. "Aber es gibt Signale, die zeigen, dass es enger wird."

So hat die Verbandsgemeinde Simmern-Rheinböllen im Rhein-Hunsrück-Kreis wegen drohenden Wassermangels bereits Verbote erlassen: Um die Grundversorgung mit Trinkwasser sicherzustellen, dürfen seit Sonntag unter anderem keine Pools oder Planschbecken in Gärten befüllt werden, keine Grünflächen mehr gewässert oder Autos auf Privatgrundstücken gewaschen werden.

Auch die Verbandsgemeinde Montabaur im Westerwald hat ihre Bürger zum sparsamen Umgang mit Wasser aufgerufen. An den heißen Tagen werde deutlich mehr Wasser verbraucht, daher sollte nun sorgsam mit der Ressource umgegangen werden, teilte die Verbandsgemeinde mit.

Situation "nicht dramatisch"

Mit Blick auf eine mögliche Wasserknappheit gebe es regional Unterschiede, sagte Rätz. Eher von dem Problem betroffen seien Gemeinden in Mittelgebirgen, die "relativ nahe Grundwasservorkommen haben und bei denen bekannt ist, dass die Neubildungsraten schon länger zurückgehen".

Bei anhaltender Trockenheit und steigender Wassernachfrage sei es sinnvoll, die Verbraucher auf einen achtsamen Umgang mit Wasser aufmerksam zu machen, sagte der Geschäftsführer des Landesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft Hessen/Rheinland-Pfalz, Horst Meierhofer. Grundwasserprobleme seien aber eher selten. "Wenn es eng wird, ist es eher ein Problem der Infrastruktur". Wasserleitungen seien eben nur bis zum Maximum belastbar. Die derzeitige Situation sei zwar eine Herausforderung, aber "nicht dramatisch".

In anderen Bundesländern reagieren die Behörden und Wasserversorger ebenfalls auf die Trockenheit. So ruft auch die hessische Stadt Taunusstein zum Wassersparen auf. In Borgholzhausen in Nordrhein-Westfalen wurde vorübergehend das Freibad geschlossen. Um die "ohnehin knappen Trinkwasserreserven nicht noch weiter zu minimieren", sei die Maßnahme unausweichlich gewesen, hieß es in einer Mitteilung. Brandenburgs Hauptstadt Potsdam hat am Freitag bekannt gegeben, dass bis Ende September die Entnahme von Wasser aus Flüssen, Seen und Kanälen zu Bewässerungszwecken verboten sei.

Im niedersächsischen Lauenau war die Trinkwasserversorgung am Samstag zwischenzeitlich zusammengebrochen. Inzwischen hat sich die Lage entspannt, Wasser müsse jedoch weiter gespart werden, sagte Georg Hudalla, parteiloser Bürgermeister der Samtgemeinde Rodenberg, zu der Lauenau gehört: "Wir sind bis in den Herbst hinein auf die Mithilfe der Bürger angewiesen."

Die Menschen im Ort halten sich ihm zufolge an die Sparvorgaben und verwenden das Wasser nur für notwendige Dinge – der Wasserverbrauch sei auf die Hälfte des normalen Verbrauchs gesunken, sagte Hudalla. Zwischenzeitlich werde das Ortsnetz von einem benachbarten Wasserverband mit versorgt.

Am Samstagmittag war der Wasserspeicher leer gelaufen. Das Problem: In der Corona-Pandemie seien die Menschen überwiegend daheim geblieben, statt in den Urlaub zu fahren, daher sei der private Wasserverbrauch stark gestiegen.

Grundsätzlich gesicherte Wasserversorgung

Insgesamt sieht der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) die Trinkwasserversorgung in Deutschland als gesichert an. "Es kann allerdings sein, dass bestimmte Quellen, die stark auf Regen reagieren, zum Beispiel Quellschüttungen, die niedrig unter der Erdoberfläche sind, nicht genug Wasser haben", sagte Martin Weyand, Hauptgeschäftsführer Wasser. Die öffentliche Trinkwasserversorgung sorge aber auch dann dafür, dass es genug Trinkwasser gebe. So lieferten bei Bedarf etwa benachbarte Versorger zu.

"Bei starker Hitze ist der Wasserverbrauch in den letzten Jahren tagesbezogen oft deutlich angestiegen, etwa um 40 bis 60 Prozent, wenn es 36 Grad hat und viele Leute gleichzeitig ihren Garten bewässern und Pools befüllen", sagte Weyand. Kurzfristig könnten dann Einschränkungen helfen, den Bedarf zu senken.

In den vergangenen drei Jahrzehnten sei der Wassergebrauch in Deutschland sogar gesunken. Wichtig sei aber auch, mit der Ressource Wasser sorgsam umzugehen, so Weyand. "Wir werden es uns in Zukunft zum Beispiel nicht mehr leisten können, dass wir Brunnen nicht nutzen können, weil sie durch Nitrateinträge der Landwirtschaft verschmutzt wurden. Wir brauchen einen Vorrang der Trinkwasserversorgung vor anderen Nutzungen." Zudem müsse Regenwasser versickern können – und deshalb sollten weniger Flächen versiegelt werden.

Um Deutschland besser für Hitzewellen zu wappnen, fordert Grünenchef Robert Habeck einen Hitzeplan zum Schutz der Gesundheit. Es brauche ein einheitliches, gestuftes Hitzewarnsystem, sagte Habeck der Deutschen Presse-Agentur. "Es sollte ein bundesweites Beratungstelefon geben, Risikogruppen sollten besondere Beachtung finden." In Gesundheitseinrichtungen sollten "kühle Räume" eingerichtet werden.

Icon: Der Spiegel

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