Jürgen Trittin: Grünen-Politiker sieht wegen Corona-Politik neue Schnittmengen mit Union

Jürgen Trittin: "Ich finde es lustig, wenn Sozialdemokraten uns warnen, mit dem "Klassenfeind zu kollaborieren" (Archivbild)
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Wolfgang Borrs/ dpa
In der Corona-Pandemie haben sich für den Grünen-Politiker Jürgen Trittin neue Schnittmengen mit der Union ergeben. Im Vergleich zum Jahr 2013, als Sondierungen mit den Grünen scheiterten, habe die Union gerade hinsichtlich Austerität und Sparpolitik ihre Positionen verändert.
"Die CDU hat angesichts der Pandemie eine ideologische Grundposition über Bord geworfen, an der sie noch 2013 die Sondierungen mit den Grünen scheitern ließ", sagte der zum linken Parteiflügel der Grünen gehörende frühere Bundesumweltminister dem "Tagesspiegel". "Damals hat die CDU darauf bestanden, in der europäischen Krise weiter auf Austerität und Sparpolitik zu setzen. Corona hat erzwungen, das Dogma der Schwarzen Null abzuräumen", so Trittin. "Das macht Verhandlungen nach der Bundestagswahl etwas leichter."
Zugleich betonte er, dass es mit der SPD größere Schnittmengen gebe und die Option eines Linksbündnisses ebenfalls bestehe. "Wenn es solche Mehrheiten gäbe, wäre das Abo der Union aufs Kanzleramt beendet."
Forderungen aus der SPD, dass die Grünen einer schwarz-grünen Koalition eine Absage erteilen sollten, wies Trittin jedoch zurück: "Ich finde es lustig, wenn Sozialdemokraten uns warnen, mit dem "Klassenfeind zu kollaborieren". Die SPD regiert in der dritten großen Koalition mit der Union – mehr als ein Jahrzehnt."
Im SPIEGEL-Interview sagte SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz zu möglichen Koalitionsoptionen: "Die Bürgerinnen und Bürger entscheiden, wer nach der Wahl welche Regierungsoptionen hat." Die Zahl der Parteien im nächsten Bundestag werde eher hoch sein. Die Regierungsmöglichkeiten, würden bei der Wahl bestimmt. "Ich leide nicht unter Ausschließeritis."
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