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Israel: Hamas meldet Tod von mehreren Anführern nach israelischen Luftangriffen

May 13
05:26 2021
Nachthimmel über Aschkelon: Die israelische Verteidigungsanlage Iron Dome fängt Raketen ab Bild vergrößern

Nachthimmel über Aschkelon: Die israelische Verteidigungsanlage Iron Dome fängt Raketen ab

Foto: AMIR COHEN / REUTERS

Die Hamas hat den Tod mehrerer Anführer im Gazastreifen bekannt gegeben. Wie die militante Palästinenserorganisation mitteilte, wurden bei israelischen Angriffen der Chef des bewaffneten Arms der Hamas in Gaza, Bassem Issa, und mehrere weitere ranghohe Militärverantwortliche getötet.

Der israelische Inlandsgeheimdienst Schin Bet hatte zuvor mitgeteilt, Issa und vier weitere ranghohe Hamas-Anführer seien getötet worden. Issa bildete mit mehreren Kommandeuren den militärischen Rat der Hamas, der über gewaltsame Operationen gegen Israel entscheidet.

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Israelischen Angaben zufolge feuerten Palästinenserorganisationen wie die Hamas und der Islamische Dschihad seit Montag mehr als tausend Raketen in Richtung Israel ab. Viele der Geschosse wurden von der israelischen Raketenabwehr abgefangen, während andere in Wohngebieten einschlugen.

Als Reaktion auf die Attacken flog die israelische Luftwaffe die schwersten Angriffe seit dem Gazakrieg 2014. Sie bombardierte bei Hunderten Einsätzen Einrichtungen der Hamas und anderer militanter Gruppen im Gazastreifen.

Dabei wurde unter anderem ein Hochhaus im Stadtzentrum von Gaza zerstört, in dem sich auch mehrere Büros der Hamas befanden. Palästinensischen Angaben zufolge wurden bei den Luftangriffen insgesamt 48 Menschen getötet, unter ihnen 14 Kinder.

Der militärische Arm der Hamas feuerte nach eigenen Angaben am Mittwoch 15 Raketen in Richtung der Wüstenstadt Dimona ab. Dort liegt Israels Atomreaktor. Dieser gilt allerdings als extrem gut geschützt. Alarm gab es am Mittwoch auch im Umkreis des Küstengebiets und auch in Städten wie Aschkelon, Aschdod und Beerscheva.

Konflikt wurde durch drohende Zwangsräumungen ausgelöst

Dem Militär zufolge starben in Israel mindestens sechs Menschen durch Raketenbeschuss, darunter ein 21-jähriger Soldat, der von einer Rakete getroffen worden war. Das Gesundheitsministerium in Gaza bezifferte die Zahl der Toten auf mehr als 50.

Auslöser der jüngsten Gewalteskalation ist die drohende Zwangsräumung von rund 30 Palästinensern aus ihren von jüdischen Israelis beanspruchten Wohnungen in Ostjerusalem. Bei den heftigsten Zusammenstößen seit Jahren zwischen israelischen Sicherheitskräften und Palästinensern in Ostjerusalem waren in den vergangenen Tagen Hunderte Palästinenser und Dutzende Polizisten verletzt worden.

Inzwischen schwappt die Gewalt auch auf arabische Ortschaften im israelischen Kernland über. In der Stadt Lod bei Tel Aviv, in der Juden und Araber gemeinsam leben, kam es am Dienstagabend zu schweren Ausschreitungen. Medienberichten zufolge schändeten arabische Einwohner eine Synagoge und setzten sie in Brand. Außerdem seien Dutzende Autos in Brand gesetzt und Fenster von Geschäften eingeworfen worden.

Der Bürgermeister von Lod sprach im Fernsehen von einem »Bürgerkrieg« in der Stadt und forderte eine sofortige Ausgangssperre. Um für Ruhe zu sorgen, wurden zahlreiche weitere Polizeitruppen in die Stadt geschickt. Auch in den arabisch geprägten Orten Akko im Norden des Landes und in Jaffa bei Tel Aviv kam es zu schweren Zusammenstößen.

Beobachter vermuteten, dass die Tötung der hochrangigen Hamas-Vertreter eine Verschärfung der Raketenangriffe auf Israel nach sich ziehen könnte. Der israelische Verteidigungsminister Benny Gantz stimmte die Bürger auf einen längeren Militäreinsatz ein.

Uno-Sicherheitsrat kann sich nicht auf gemeinsame Position einigen

Auch international wächst die Besorgnis über die Eskalation des Konflikts. Der Uno-Sondergesandte Tor Wennesland betonte bei einer Dringlichkeitssitzung des Sicherheitsrats in New York, dass die Spirale der Gewalt enden müsse. Mehrere Ratsmitglieder warnten bei dem Treffen hinter verschlossenen Türen vor einem Krieg und forderten eine gemeinsame Stellungnahme.

Der 15-köpfige Rat konnte sich bei einer ersten Sitzung am Montag allerdings nicht auf eine gemeinsame Stellungnahme einigen. Ein Entwurf Norwegens hätte informierten Kreisen zufolge die Gewalt verurteilen und zugleich Besorgnis über mögliche Vertreibungen von palästinensischen Familien aus Ostjerusalem ausdrücken sollen. Diese Positionierung sei aber zunächst am Widerstand der USA gescheitert, hieß es.

Deutschland verurteilt Angriffe auf Israel

Bundesaußenminister Heiko Maas verurteilte die Raketenangriffe aus dem Gazastreifen auf Israel scharf. »Dass es jetzt noch eine derartige Eskalation der Gewalt gibt, ist weder zu tolerieren noch zu akzeptieren«, sagte Maas bei einem Besuch in Rom. »Israel hat in dieser Situation das Recht auf Selbstverteidigung.«

Irans Außenminister Mohammed Javad Zarif kritisierte hingegen Israel. Die »kriminellen Handlungen« Israels hätten die Lage in der Region deutlich verschlechtert, sagte Zarif in Damaskus.

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