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Garmisch-Partenkirchen: Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Frau nach Corona-Ausbruch

September 15
05:26 2020
Schlange vor dem Corona-Testzentrum in Garmisch-Partenkirchen Icon: vergrößern

Schlange vor dem Corona-Testzentrum in Garmisch-Partenkirchen

Foto: Lino Mirgeler / dpa

Ein Kneipenbesuch, zahlreiche Ansteckungen. Eine infizierte Person, die das Virus an Dutzende Menschen weitergibt – sogenannte Superspreader sind in der Corona-Pandemie besonders gefürchtet. Sie können das Infektionsgeschehen dramatisch beschleunigen und stellen die Gesundheitsbehörden vor große Herausforderungen. Nun ist es in Garmisch-Partenkirchen zu einem Anstieg der Fallzahlen gekommen, der laut dem zuständigen Landratsamt vermutlich auf eine solche Konstellation zurückzuführen ist.

Eine 26-jährige US-Amerikanerin hatte sich vergangenen Montag mit Covid-19-Symptomen testen lassen und war laut Landratsamt trotz Quarantäneaufforderung am Dienstag durch das örtliche Nachtleben gezogen – das Ergebnis ihres Tests stand zu dem Zeitpunkt noch nicht fest. Einen Tag später wurde es der Frau mitgeteilt: positiv. Mehrere Menschen soll sie in der Zwischenzeit angesteckt haben.

Das hat Konsequenzen für den ganzen Ort – und womöglich auch für die Frau persönlich. In Bayern können bei Verstößen gegen Quarantäneauflagen Bußgelder von bis zu 2000 Euro verhängt werden. Außerdem hat die Staatsanwaltschaft München II ein Ermittlungsverfahren gegen die Frau eingeleitet, wie der Sprecher der zuständigen Polizeidirektion Oberbayern Süd in Rosenheim bestätigt. Es gehe um den Vorwurf der fahrlässigen Körperverletzung. Die Ermittlungen führe die Kriminalpolizei in Garmisch-Partenkirchen. Zudem seien mehrere Strafanzeigen eingegangen.

Das Landratsamt Garmisch rief vor allem Menschen zwischen 18 und 35 Jahren auf, sich testen zu lassen, da diese besonders von den Neuinfektionen betroffen seien. Auch Menschen, die am vergangenen Dienstag oder an den Tagen zuvor in Bars der Stadt waren, sollten sich mit dem Gesundheitsamt in Verbindung setzen. Mehr als 700 Menschen ließen sich dem Landratsamt zufolge bereits am Wochenende testen.

Die Ergebnisse dieser Tests stehen noch aus, sie werden am Montag und Dienstag erwartet. Aktuell liegt die Sieben-Tage-Inzidenz bei 55 Fällen pro 100.000 Einwohnern und damit über dem Grenzwert von 50. Wird diese Marke überschritten, können Landkreise in Deutschland das öffentliche Leben stärker einschränken.

Bars und Restaurants müssen um 22 Uhr schließen

Das Landratsamt Garmisch-Partenkirchen hatte bereits am Freitag verfügt, dass alle Bars und Restaurants eine Woche lang um 22 Uhr schließen müssen, für Privatveranstaltungen gilt nun eine Obergrenze von 50 Personen in geschlossenen Räumen und 100 Personen unter freiem Himmel. An öffentlichen Orten und in Gastronomiebetrieben dürfen sich nur noch Gruppen mit nicht mehr als fünf Menschen aufhalten.

"Wir müssen jetzt schauen, wie sich die Zahlen entwickeln und diese interpretieren", sagte Stephan Scharf, der Sprecher des Landratsamts, zur Frage nach möglichen weiteren Maßnahmen. Er warnte vor einer Vorverurteilung der 26-Jährigen, eine genaue Prüfung der Infektionsketten stehe noch aus und sei womöglich nicht vollständig möglich. Der Fall erregt jedoch bereits die Gemüter auf der höchsten Ebene der bayerischen Staatskanzlei.

Ministerpräsident Markus Söder sagte nach einer Kabinettssitzung in München am Montag: "Garmisch-Partenkirchen ist ein Musterfall für Unvernunft." Söder weiter: "Dieser Leichtsinn muss auch Konsequenzen haben." Nach genauer Prüfung seien "hohe Geldstrafen" möglich, so Söder, auch als "Signal".

Innenminister Joachim Herrmann (CSU) sagte dem "Münchner Merkur", die Frau müsse "mit einem empfindlichen Bußgeld rechnen", sollte sich bestätigen, dass sie "bewusst" und "trotz eindeutiger Corona-Symptome" die Quarantäne ignoriert hat. Gegen die "Rücksichtslosigkeit" sollte "ein klares Signal und ein mahnendes Beispiel gesetzt werden".

"Sie hätte es wissen können, weil sie Symptome gehabt hat"

Wenn sich die zeitlichen Abläufe in Garmisch so bestätigen, passt der Fall nicht in die Serie von Pannen an bayerischen Autobahnen und Flughäfen, wo die Betreiber der Teststationen Getestete erst mit großer Verspätung oder gar nicht informiert hatten. Wo genau die junge Frau sich angesteckt hat, ist unklar. Eventuell infizierte sie sich während eines Urlaubs in Griechenland, aus dem sie Ende August an ihren Arbeitsort Garmisch zurückkehrte. Womöglich steckte sie sich aber auch erst in Deutschland an. Fest stehe jedoch: "Die war infiziert, sie hätte es wissen können, weil sie Symptome gehabt hat", sagt Scharf.

Nach den Massentests am Wochenende ziehen nun erste Betriebe des Ferienorts Konsequenzen – so auch die Arbeitsstelle der 26-Jährigen. Die Frau ist im "Edelweiss Lodge and Resort" angestellt, einer Einrichtung der US-Streitkräfte. Dort können Militärs und ihre Angehörigen urlauben, abgeschirmt durch eine Sicherheitsschleuse. Das Resort ist vom heutigen Montag an für zwei Wochen geschlossen.

Mehrere Mitarbeiter seien positiv getestet worden, heißt es auf der Website. Mediziner der US-Armee testeten nun selbst, man halte die deutschen Behörden informiert. Wer das Resort ab dem 3. September besucht hat, solle auf mögliche Symptome achten.

"Die Nationalität ist uns im Grund genommen wurscht, sie tut ja nichts zur Sache, infiziert ist infiziert", stellt der Sprecher des Landratsamts klar. Man habe die Nationalität kommuniziert, "um den Kreis etwas eingrenzen zu können". Die Cocktailbar "Peaches", die die junge Frau am Dienstag besucht hatte, musste alle Mitarbeiter testen lassen – deren Ergebnisse waren bislang alle negativ.

Icon: Der Spiegel

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