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Donald Trump nach der verlorenen Wahl: Kulturhistoriker über die Kunst der Niederlage

December 02
10:43 2020
Wolfgang Schivelbusch: »Bürgerkriege beginnen selten mit solch einem symbolischen Akt« Icon: vergrößern

Wolfgang Schivelbusch: »Bürgerkriege beginnen selten mit solch einem symbolischen Akt«

Foto: Maurice Weiss / Der Spiegel

Der Kulturhistoriker Wolfgang Schivelbusch, 79, hat große Studien unter anderem über die »Geschichte der Eisenbahnreise« und »Zur Geschichte der künstlichen Helligkeit im 19. Jahrhundert« geschrieben, vor allem aber zwei Bücher, die durch die US-Wahl gerade wieder sehr aktuell geworden sind: »Die Kultur der Niederlage« (2003) sowie »Rückzug. Geschichten eines Tabus« (2019). Schivelbusch lebt abwechselnd in Berlin und in einem Dorf in der Prignitz. Dort, in einer ehemaligen Schmiede am Ortsausgang, findet auch dieses Gespräch statt. Das Handy zeigt: »Kein Netz.«

SPIEGEL: Sie haben 40 Jahre in New York gelebt und unter anderem eine Kulturgeschichte der Niederlage geschrieben. Militärisch gesehen, ist der Rückzug…

Wolfgang Schivelbusch: …die schwierigste aller Operationen. Das sagen alle Militärtheoretiker. Die Kunst besteht darin, den Truppenkörper um jeden Preis als Einheit zusammenzuhalten.

SPIEGEL: Dann wäre Donald Trump ein fähiger Stratege. Die Republikanische Partei steht immer noch nahezu geschlossen hinter ihm.

Schivelbusch: Ich würde es eher als Bauernschläue bezeichnen, was ihn auszeichnet. Wie diese Figuren bei Balzac, die nach der Revolution die Güter der Aristokraten zu Spottpreisen aufkauften. Obwohl er reich geboren wurde, gehört Trump nicht zur Elite, zu den Dynastien der Kennedys und Bushs und nicht einmal den Clintons. Mit seinen hoch verschuldeten Casinos in New Jersey hat er etwas vom Arbeiter, der seinen Lohn versäuft.

SPIEGEL: Kann er deswegen nicht verlieren?

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