Bürgerwehren in den USA: Die gefährliche Nähe zwischen Polizei und bewaffneten Milizen

Konfrontation in Charlottesville 2017: Rechte weiße Nationalisten schlugen auf Gegendemonstranten ein, ein Neonazi steuerte sein Auto in eine Menschengruppe und überfuhr eine 32-jährige Frau tödlich
Foto: Joshua Roberts / REUTERS
Rechtsextreme Bürgerwehrgruppen haben die Polizei in allen Regionen der Vereinigten Staaten infiltriert – und die Strafverfolgungsbehörden unternehmen dagegen viel zu wenig. Zu diesem Ergebnis kam Ende August ein Report des Brennan Center for Justice der New York University. Ein ehemaliger FBI-Agent hatte die Verbindungen zwischen den zumeist rassistisch agierenden Milizen und der Polizei in der vergangenen 20 Jahren untersucht und zahlreiche Hinweise auf Sympathien oder sogar Zusammenarbeit gefunden. Genaue Zahlen jedoch fehlten, beklagte er.
Unstrittig ist: In den USA haben die engen Kontakte zwischen der Polizei und weißen Bürgerwehren eine lange Tradition. In den Milizen versammeln sich vorwiegend Suprematisten, also Anhänger der rassistischen Ideologie einer "weißen Überlegenheit" ("White Supremacy"). Bei deren Aktionen schauen die Beamten mal weg, mal tolerieren sie gewaltsame Übergriffe offen. Oder machen sogar mit.
Die Wurzeln für die Nähe zu weißen Rassisten liegen in den Anfängen der Polizeiarbeit in den USA. In weiten Teilen des Landes gab es bis Mitte des 19. Jahrhunderts keine staatlich organisierte Polizei. Stattdessen übernahmen Bürgerwehren polizeiliche Aufgaben. In den Südstaaten waren es "slave patrols", die geflohene Sklaven jagten, Aufstände verhindern und Schrecken unter Schwarzen verbreiten sollten. Das Ziel: durch Gewalt und Einschüchterung ein unmenschliches Wirtschaftssystem zu schützen, dessen Grundlage die Sklavenarbeit auf den Plantagen bildete.